Kultur

Die Freiherren und Freifrauen des Rothengaus sind in all ihren Taten auf die Bewahrung und Erfüllung von fünf ritterlichen Tugenden verpflichtet:

  1. Tapferkeit vor dem Feind,
  2. Stärke im Kampf,
  3. Ehre in jedem Atemzug,
  4. Mitleid mit den Schwachen und
  5. Ehrfurcht vor den Göttern.

 

Diese Tugenden bilden den Mittelpunkt der ritterlichen Kultur und an ihrer Erfüllung muss ein jeder sich messen lassen. Sie werden in Liedern besungen und den Kindern bereits in der Wiege nahegebracht. Die fünf Tugenden gelten als Einheit, so dass eine ohne die anderen wertlos wird. Allerdings ist es gestattet Tugenden zu erwählen, die einem besonders am Herzen liegen und mehr zu verfolgen als die anderen. So weicht im Alter oft die Stärke zurück und dafür gewinnen Mitleid und Ehrfurcht an Bedeutung. Dies ist Arinus wohlgefällig, da ein jeder, ob Mann, ob Weib, ob alt, ob jung auf seine eigene Weise im Namen des Herrn wirken kann.

Doch nicht nur die Ritter, auch alle anderen Bewohner des Rothengaus müssen in ihren Taten nach diesen Tugenden streben. Es ist allerdings wohl war, dass es allein den Freiherren und Frauen möglich ist ihr Leben nach ihnen zu richten. Dies ist der Grund, warum die Landesherren auch die Richter ihrer Untertanen sind. Ihr Leben unterliegt den höchsten Ansprüchen und ihre Taten werden besonders streng von anderen beobachtet. Die Adeligen sind Vorbilder und Leitsterne ihrer Untertanen und daher auch verantwortlich für die Bewahrung der Tugenden in ihrem Land.

Besonderen Stellenwert und hohes Ansehen genießen im ganzen Lande Rothengau Barden, Schauspieler und Erzähler. Die Männer und Frauen des fahrenden Volkes, sind in großer Zahl zwischen den Burgen und kleinen Gemeinden unterwegs. Viele Freiherren und Freifrauen unterhalten Freitische an ihren Höfen, an denen sie umsonst speisen und feiern ihre Ankunft mit kleinen Festen und Geschenken, wenn ihre Darbietungen sie und ihr Volk erfreut haben. Für die kleinen und oftmals durch die tiefen Wälder voneinander und dem Rest der Welt abgeschnittenen Herrschaften sind die Barden oftmals die einzige Verbindung zu alten und neuen Sagen und Geschichten und haben auch als Überbringer von Neuigkeiten über fremde Länder eine große Bedeutung. Besonders Geschichten und Lieder über Abenteuer, fremde Länder und den Triumph ritterlicher Tugenden erfreuen sich großer Beliebtheit beim Adel und werden oft großzügig belohnt. Das einfache Volk hingegen schätzt eher die derben und lustigen Geschichten, in denen tölpelhafte Schurken durch Bauernschläue besiegt werden und das pralle Leben ein Abbild findet. Da nur wenige Menschen im Rothengau Lesen oder Schreiben können, fungieren die Barden auch als kulturelles Gedächtnis des Landes. So manche Familie unterhält daher eigene Sänger und Erzähler, die von ihren eigenen Taten berichten und die Familienmitglieder auf Reisen begleiten, um Chronik in Lied und Reim zu führen.

Obwohl weite Teile der Landeskultur von den Barden geprägt werden nimmt die ritterliche Minne einen hohen Rang im Leben eines Ritters ein. Die Kunst zu Reimen und das andere Geschlecht durch Komplimente, Gesten und Taten zu beeindrucken gilt als Ausdruck von Selbstbewusstsein, Stärke und Fähigkeit sich in der Gesellschaft angemessen zu bewegen. Dabei ist anzumerken, dass die Minne keineswegs zum Geschlechtsverkehr führen soll, der zwischen unverheirateten von hohem Stand ohnehin nicht geduldet wird (dafür gibt es Mägde und Stallburschen). Die Minne ist vielmehr eine Kunst deren Ausübung von anderen Rittern und den hohen Damen beobachtet und bewertet wird. An deren Beherrschung kann Rang und Ansehen eines Ritters auf den Adelsversammlungen und bei Festen bestimmt werden.

Die Rolle von Mann und Frau ist im Rothengau vielschichtig gestaltet. Nach den Verheerungen der Orkzüge etablierte sich als Ergebnis der hohen Kriegsverluste ein Wehrrecht für freie Frauen und damit auch schon bald ein Erbrecht der ältesten Töchter, welches zur Erhebung erster Freifrauen führte. Freifrauen und -männer sind im Adelsrat gleichberechtigt und herrschen beide, gemessen an den gleichen fünf Tugenden über ihre Länder. Auch in der Kirche des Arinus stehen Priester und Priesterinnen an Rang und Ansehen gleich und begleiten gleichsam die Heere des Rothengaus in die Schlacht. Doch diese Gleichberichtigung auf hoher Ebene hat nur bedingt den Weg hinab gefunden. In den Kreisen der Bürger und der Bauern, speziell in unfreien Familien ist die Frau oftmals noch dem Manne untergeordnet. Dies ist aber von Landstrich zu Landstrich unterschiedlich und derzeit vielmals im Wandel begriffen.

Neu ist im Rothengau die Berufung weiblicher Knappen, die gleichberechtigt und gleichverpflichtet mit Männern die Ausbildung zum Ritter erhalten, die gleichzeitig der Vorbereitung auf eigene Landesherrschaft dient. Derzeit sind keine zehn weiblichen Knappen in Diensten von Freiherren und die Älteste von Ihnen, Brindis von Sommerau steht noch nicht unmittelbar vor ihrer Ritterweihe. So mancher Kämpe äußerte schon Spott oder Widerspruch gegen diese Entwicklung, die aber auf Beschluss der Adelsversammlung der Verantwortung eines jeden Freiherren selbst unterliegt.