Die Befreiung des Erlenfelses

Tag 1

In der vergangenen Nacht habe ich kaum geschlafen. Die Herrin Brindis hat mir noch einige Briefe diktiert und Boten zu den weiteren Burgen im Norden ausgesandt, doch auch danach konnte ich  keine Ruhe finden. Als wir am frühen Morgen aufbrachen war ich voll der Sorge. Immerhin bin ich keine Kämpferin, wie meine Herrin. Was könnte ich schon beitragen, zu der Aufgabe die vor uns lag? Der Anblick der Gruppe aus tapferen Reisenden und Rothengauern aber, die sich uns anschlossen, erfüllte mich mit ein wenig Zuversicht.

Unterwegs hörte ich diesen fremdländischen Ritter, Dorian heißt er, glaube ich, über das Menschenopfer sprechen, dass die Orks im Wald dargebracht hatten. Müde und angespannt klang seine Stimme. Auch er hatte wohl nicht besonders erholsam geruht in dieser Nacht. Die Herrin Brindis hatte sich zwischen zwei Briefen über diesen Mann ereifert, anscheinend war er es gewesen, der eine Art Übereinkommen mit den Orks getroffen hatte. In diesem Moment dachte ich, dass es nicht ganz falsch gewesen sein kann, wenn es weiteres Blutvergießen verhinderte, zu widersprechen wagte ich aber nicht.

Gegen Mittag hatten wir eine kurze Rast gemacht. Ungefähr eine Stunde nachdem wir wieder aufgebrochen waren, berichtete Erik, der Späher der Dorfer Miliz, von den ersten Spuren der Orks. Ein Stück abseits des Weges, weiter in den Wald hinein, hatten sie dieses Mal keinen Schrein des Herren Arinus entweiht, sondern sich gleich selbst einen neuen für ihren blutigen Gott errichtet. Er bestand aus abgetrennten Körperteilen, Gebeinen und Schädeln. Große Becken voll Blut standen darum herum. Erik hatte ungefähr zwei Dutzend Orks und einen weiteren Schamanen gezählt. Außerdem hatten sie offenbar eine ebenso große Gruppe Gefangener gemacht. Gefesselt und an Pflöcken angebunden, warteten sie darauf ebenfalls geopfert zu werden.

Es wurde ein kurzer Kriegsrat gehalten. Keine großen Reden. Jeder war sich des Ernstes der Lage bewusst. Ich selbst sollte mit einigen anderen zurückbleiben und wir richteten ein Feldlazarett ein, das von der Miliz so gut es ging, mit einigen angespitzten Holzpflöcken befestigt wurde. Der Hauptmann Utz wirkte besorgt. Besonders traurig, dass er zum Schutz der Heiler zurückgelassen wurde, schien er aber nicht zu sein. Andererseits fand ich gerade in diesem Moment, dass dies eine wichtige und ehrenvolle Aufgabe ist.

Der Rest der Truppe teilte sich in drei Gruppen. Erzherzog Alfadas und seine Ritter sollten gemeinsam mit den Rittern  aus dem Rothengau einen Frontalangriff auf die Orks ausführen. Währenddessen sollte der Eibenbrücker, Wentzel Baum, mit seinem Freibanner die Orks umrunden und direkt den Altar angreifen und in Brand setzen. Die dritte Gruppe wurde von Ritter Dorian angeführt, die von der anderen Seite her die Gefangenen befreien und so schnell wie möglich zum Lazarett bringen sollte.

Wir warteten im Lager bestimmt zwei Stunden, trafen Vorkehrungen und lauschten gespannt in den Wald hinein bis sich endlich Kampfeslärm erhob. Wir hörten Rufe, das Klirren von Waffen und das Scheppern der Rüstungen. Die Anspannung war in diesen Augenblicken noch größer als das Warten zuvor. Schließlich brachen die ersten Befreiten aus dem Wald, verwundet, ausgezehrt und in Lumpen gehüllt. Diese Leute mussten zum Großteil Schollenflüchtige sein, deren Lage schon vor den Orks schlimm genug war. Hinter ihnen kamen die Streiter. Sie kämpften rückwärtsgehend und hielten sich ein paar Orks vom Leib, die ihnen gefolgt waren. Os von der Miliz sprang ihnen zur Seite und Erik unterstützte sie mit Pfeil und Bogen, während Hauptmann Utz die Befreiten so schnell wie möglich ins Lager brachte.

Der Kampf tobte noch eine Weile, während ich notdürftig die schlimmsten Blutungen stillte, da sahen wir Feuerschein aus dem Wald und mit einem Mal ließ die Widerstandskraft der Orks nach. Es war dem Eibenbrücker gelungen, den Altar anzuzünden und Dorians Gruppe hieb die letzten Orks gemeinsam mit der Miliz nieder. Kurz darauf kehrten auch die übrigen Kämpfer aus dem Wald zurück. Es gab einige Verwundete. Am schwersten hatte es die Kämpfer des Erzherzogs getroffen, die den größten Teil der Feinde auf sich gezogen hatten, um die Befreiung der Gefangenen und die Zerstörung des Altars zu ermöglichen. Der Herr Alfadas selbst war jedoch unverletzt und ging den Heilern zur Hand, wobei er wahre Wunder bewirkte.

Es dämmerte schon als wir wieder aufbrachen und aufgrund der Verwundeten, auch die Wunde am Bein des Herren Landerich war wieder aufgebrochen, kamen wir nur langsam voran. So war es schon finster als wir schließlich die Lichter von Fuchsstein erblickten. In der Burg war die Freude zunächst groß, da der Herr nach langer Abwesenheit zurückgekehrt war, doch als er die weiteren Umstände schilderte, wurden die Bediensteten gefasster und eine ernste Betriebsamkeit breitete sich aus. In Landerichs großer Halle wurden wir schließlich mit allem versorgt, was wir benötigten und ich fand die Zeit, diese Zeilen niederzulegen. Ich werde mich bald zur Ruhe begeben, wer weiß was der morgige Tag bringen mag.

Aus dem Tagebuch von Espe, einer Zofe von Brindis von Sommerau

Tag 2

Verflucht sollen die Flussbrücker sein. Wegen denen mussten wir in der Nacht im Dreck lagern und der Regen lief mir in den Nacken. Aber was sag ich da, es ist ja alles ganz verdreht so. Lasst uns erstmal nochmal anstoßen!

Auf Fuchsstein und Sperberfurth, auf Erlenfels und Sommerau und den ganzen Rothengau! Vor allem den Norden! Zum Wohl!

Also wo war ich, ach ja, also die Nacht in Fuchsstein war gut gewesen genug zu essen, ein warmes Plätzchen und eine hübsche Magd, die meine Armwunde versorgte. Aber am nächsten Morgen sind wir früh wieder raus. Über Nacht waren ausreichend Vorräte und auch viele Waffen herangeschafft worden. Eine der Reisenden, Arinus sei mit ihr, Akashi hatte dem Herrn Neidhart anscheinend eine ordentliche Summe zur Verfügung gestellt und der hatte damit alles gekauft, was der Markt in Fuchsstein zu bieten hatte.

Außerdem standen am Morgen ein dutzend Burgmannen bereit, sich uns anzuschließen und ebenso viele Freiwillige aus dem Burgdorf. Die haben sich der Miliz angeschlossen und für die waren wohl auch die zusätzlichen Waffen gedacht. Obwohl sich da auch jeder was nehmen konnte, der noch was brauchte. Hab mir da ein schönes Kettenhemd abgegriffen. Das hat mir auch noch gute Dienste geleistet.

Nari, Kathi, hat eine von euch zwei Hübschen vielleicht mal Zeit uns noch ne Runde Bier zu bringen?

Naja und dann sind wir also los und schon nach ein paar Stunden fing das an, dass wir immer wieder in kleinere Scharmützel mit Orks verwickelt wurden. Gegen Mittag fing es dann auch noch an zu regnen und der Weg wurde zu einer einzigen braunen Pampe, die an den Stiefeln zog. Als die Dämmerung einsetzte wurden wir schließlich von einem größeren Trupp überfallen, da war auch so ne Schamanin bei, kann ich aber nicht sagen, ob das dieselbe gewesen war wie zwei Tage zuvor hier in der Nähe der Taverne. Sind ja eh alle hässlich wie die Nacht. Naja auf jeden Fall war es ein gewaltiges Hauen und Stechen überall um mich herum. Und dann stürzt sich plötzlich diese Kreatur auf mich, wirft mich um, hockt über mir, die Hauer direkt vor meinem Gesicht und will mir sein komisches krummes Kurzschwert in den Leib rammen, da erstarrt seine Fratze plötzlich zu Eis. Und das mein ich ganz wörtlich, nicht irgendwie so übertragen, der ist wirklich zu nem Eisklotz geworden, weil nämlich diese Eishexe Ivy den verzaubert hat. Und dann als ich schon durchatmen und ihn runterschubsen wollte, hat ihm ihr Begleiter, dieser Owen einen Pfeil mitten in den Kopf gejagt und der ist in tausend Splitter zersprungen! Direkt vor meinem Gesicht!

Na glaubts mit doch!

Also auf jeden Fall sind wir dann weitergezogen und wie´s schon ziemlich dunkel war, sind wir bei Flussbrück angekommen. Endlich, dachte ich. Aber Pustekuchen, die wollten uns nicht reinlassen. Der Freiherr Arnulf, Haelron sei ihm gnädig, ist wohl bei den weinenden Felsen geblieben und seine Frau Adelheid hatte auf der Burg das Kommando, weil der älteste Sohn Albrecht, der neue Freiherr, noch ein Junge ist. Naja, die hatte auf jeden Fall die Brücke einreißen lassen und wollte uns wie gesagt nicht reinlassen, auch nicht helfen, nix. Die war total in Panik, wir sollten verschwinden, wir würden nur die Orks anlocken. Wenn wir länger geblieben wären, hätte die noch auf uns schießen lassen!

Und so kam das dann, dass ich mit nassen Socken an einen Baum gelehnt, versuchte zu schlafen und mir die Suppe in den Nacken lief. Verfluchte Flussbrücker.

Erzählung des Schollenflüchtigen Cunrad aus dem Freibanner des Eibenbrückers in der Taverne Zum torkelnden Bauern

Tag 3

Oh Herr Arinus, bitte lass uns endlich bald ankommen, lass uns die Orken hinwegfegen und lege doch bitte bei der Herrin Niana ein gutes Wort für uns ein, auf dass sie dem Herren Sohor Platz machen möge und sein Anlitz wieder über uns erstrahlen und den Regen trocknen möge.

Ach, die Morgenandacht von Bruder Per war wirklich inspirierend. Sie hat die Müdigkeit aus meinen Beinen vertrieben und die Schmerzen aus meinen Füßen, naja zumindest für eine Weile, aber der Herr Arinus verlangt Tapferkeit und Aufopferung von uns und niemand hat gesagt, dass es leicht wird.

Langsam habe ich den Bogen wirklich raus mit diesem Streitkolben, den sie mir in Fuchsstein in die Hand gedrückt haben. Gestern den Ork habe ich ja noch mehr oder weniger nur auf Distanz gehalten, eben dem hab ichs richtig gezeigt. Da spürte ich den gerechten Zorn des Herrn Arinus in meinen Adern, als ich seine Knochen brechen ließ!

Eben hab ich mit den anderen gemeinsam gebetet. Es ist ein großartiges Gefühl, dieser Zusammenhalt, diese Kraft. Es tut gut wieder einen Zweck zu sehen. Ich war kurz davor freiwillig wieder in den Süden zu gehen. Dieses Leben als Gesetzloser im Wald, das bringt es doch auch nicht. Und dann die Gefangenschaft bei den Orks… Aber jetzt wird es besser. Bruder Per weiß den rechten Weg und wir folgen ihm, zusammen.

Es war wirklich nett von Losiane, dass sie mir nach dem letzten Angriff geholfen hat meinen Arm wieder einzurenken. Das tat furchtbar weh, aber sowas lässt sich viel besser ertragen, wenn man vor einer schönen Frau nicht als Schwächling da stehen will. Sie hat erzählt, dass sie schon seit der Sperberfurt dabei ist und da wäre sie beinahe von den Menschenjägern aus dem Süden erwischt worden, wenn andere sie nicht verborgen hätten.

All die hohen Herren hier und die welterfahrenen Reisenden, den einen mag ich nicht recht trauen, vor ihresgleichen musste ich aus dem Süden fliehen und die im Norden haben mir auch nicht geholfen. Die Reisenden wiederum, seltsam sehen viele von ihnen  aus und fremde Götter beten sie an. Naja, aber sie sind hier an unserer Seite, sie wollen wohl das Richtige tun und sie haben auch schon geholfen. Vielleicht erkennen sie am Ende auch noch das Licht des Herrn Arinus.

Ein paar von den Anderen sind auch hier aus der Gegend. Der junge Hermon kommt wirklich von weit her aus dem Norden. Als die Orks den Grenz überquerten und der Löwenturm abbrannte, hat er sich mit seinen Leuten nach Süden aufgemacht. Sie waren tagelang unterwegs, mussten sich immer wieder verstecken und manche sind noch zurückgeblieben oder wurden von den Orks erwischt. Er glaubt fest daran, dass der Herr Arinus ihn und seine Familie irgendwann wieder zusammenführen wird und vielleicht können sie sogar irgendwann zum Löwenturm zurückkehren. Ich bete für ihn.

Es dämmert schon wieder und Geruch von Rauch liegt in der Luft gemischt mit etwas anderem. Der Wald macht einer verwüsteten, abgeholzten Fläche Platz. Wir sind da, dort drüben am Horizont erhebt sich der Erlenfels. Darum herum zahllose Feuer, das müssen die Orks sein. Ich höre, dass wir ein Lager aufschlagen und im Morgengrauen angreifen. Die Späher machen sich auf den Weg und wir versammeln uns zum Gebet. Der Herr Arinus ist mit uns.

Gedanken des Perianers Bruder Caspar während des Marschs zum Erlenfels

Tag 4 – Die Schlacht

Am Abend vor der Schlacht hatte sich etwas geändert. Es war nur ein Gefühl. Etwas, dass in der Luft lag. Eine Veränderung im Lied der Blätter und des Mondes. Es war überall um uns herum, doch es sammelte sich in Herrin Katharina und floss von ihr aus in den gesamten Zirkel. Ich blickte mich um und sah, dass die Schwestern eine nach der anderen mit neuer Kraft erfüllt waren, wie ihre Körper sich strafften und vor purer Energie strahlten. Da wusste ich, dass die Rettung nahte.

Ich hatte schon jegliches Zeitgefühl verloren gehabt. Es war über einen Monat her, seit die ersten Anfälle auftraten. Bald darauf ließ der Einfluss Magors die Verteidiger in immer größer werdender Intensität und immer kürzeren Abständen die Waffen gegen die eigenen Kameraden erheben und wir begannen das Ritual. Die Vorbereitungen waren eilig gewesen, wir nahmen die Zutaten die wir bekommen konnten, improvisierten und versuchten doch alles so sicher zu gestalten, wie es nur irgendwie ging.

Seitdem harrten wir am Ritualkreis aus. Beteten zu den drei Schwestern und ließen unsere gesamte Kraft in den Zauber fließen, der den Einfluss Magors von der Burg fernhielt. Es war immer mindestens ein Dutzend von uns im Einsatz, während eine bloße Handvoll versuchte in wenigen Stunden der Ruhe neue Kraft zu schöpfen.

Nur wenige von uns folgen der Herrin Anuada und so gerieten wir direkt zu Anfang in arge Bedrängnis, doch am schlimmsten war es in der Neumondnacht zwei Wochen zuvor, denn kein Kind der Herrin Sotis ist Mitglied unseres Zirkels. In dieser Nacht starben fast dreißig Verteidiger, manche erschlagen, manche vor Verzweiflung über das, was sie unter Magors Einfluss getan hatten. Unser Schutz war nicht stark genug gewesen.

In all der Zeit war es die Herrin Katharina gewesen, deren stete Zuversicht, deren gerechter Zorn und deren Hingabe für die Herrin Enanna uns stets Halt gaben. Gestern Nacht schließlich war der Mond genau halb, der Mond der Herrin Enanna.

Mit dem ersten Morgengrauen meldeten die Wächter auf den Türmen die Ankömmlinge. In Rot und Grün schritten sie über das Feld und in anderen Farben aus fremden Landen. Stahl blitze in den ersten Strahlen der Sonne auf und der Regen hatte aufgehört. Ein lautes Geschrei erhob sich vom Lager der Orks als sie ihre Waffen griffen und den Angreifern entgegen eilten. In vollem Lauf rannten beide Seiten gegeneinander an und ich vermeinte den Aufprall bis hinauf auf den Wehrgang zu spüren. Es war ein schlechter Anfang, denn unseren Freunden war es nicht gelungen bis über die Monau zu gelangen. So tobte die Schlacht eine Weile hin und her, doch mit der Zeit verloren unsere Retter zunehmend an Boden. Da beschloss die Herrin Katharina alles auf eine Karte zu setzen. Sie entsandte den größten Teil der Verteidiger dem Feind in den Rücken zu Fallen.

Ich verfolgte den Weg, den unsere Leute den Berg herunter nahmen. Manche kannte ich schon lange, andere die nach den ersten Angriffen in die Burg geflüchtet waren, hatte ich in den letzten Wochen kennengelernt. Sie waren schon am Fuß des Berges als sie bemerkt wurden und einige der Orks sich umwandten. Immerhin konnten die Entsatztruppen so wieder etwas Boden gutmachen und unsere Leute setzen sich im Lager des Feindes fest. Als es ihnen gelang einen der schändlichen Altäre zu zerstören, schien es kurz, als sei der Tag schon unser.

Doch die Orks fingen sich noch einmal. Sie überflügelten die rechte Flanke unserer Freunde und so konnte ein kleine Truppe zum Lazarett gelangen, dass man am Waldesrand eingerichtet hatte. Hier tobten die Kämpfe erbittert und mir wurde berichtet, dass es manch einen Toten gegeben hatte. Die Dame Brindis sagte man mir, verlor ihre Zofe Espe, die hier die Verwundeten versorgt hatte.

Doch hatten die Orks sich mit diesem Schachzug anscheinen zu sehr verteilt, denn schon bald wurden sie bis auf die Brücke zurückgedrängt. Ich sah das Geschiebe und Gehaue, dass hier herrschte vom Turm aus und manch einer von beiden Seiten fiel in die Fluten und ward nicht mehr gesehen.

Es muss schon bald nach der Mittagsstunde gewesen sein, da erblickte ich am Waldesrand, was uns endgültig erlösen sollte. Ein weiterer Trupp war zu unserer Unterstützung herangekommen. Sommerauer und Giebelinger auf flachen Booten die Monau herunter. Auf Nachrichten hin, die die Dame Brindis versandt hatte, wie ich später erfuhr. Sie gingen am Nordufer des Flusses an Land und die Orks bemerkten sie erst als es zu spät war. Sie fielen ihnen in die Seite und bald waren so auch die von Süden kommenden über die Brücke gelangt. Danach gab es auf Seiten der Orks kein Halten mehr, doch nur wenige konnten noch nach Norden in die Wälder entkommen.

Ein Lazarett wurde unten in den Ruinen des Dorfes eingerichtet und ein weiteres oben auf der Burg. Mit unseren letzten Kräften machten wir uns daran die Verwundeten zu versorgen und die Gefallenen zu Bergen. In all der Geschäftigkeit, der Erleichterung über die Befreiung, der Trauer über gefallene Freunde, den Freudenrufen und Schmerzensschreien, wurde ich des Wiedersehens der Herrin Katharina und des Herrn Neidhart angesichtig und selten hat mich etwas so gerührt, wie dieser Moment. Später sollten die Herrin Katharina und die Herren Neidhart und Landerich noch einige Worte verlieren und allen die geholfen und mitgefochten hatten ihre ehrliche tiefempfundene Dankbarkeit zum Ausdruck bringen und manch Heldentat auch der Gefallenen wurde bedacht, doch es war dieser Moment des Wiedersehens der Liebenden gewesen, in dem ich wusste, dass wir gerettet waren.

Augenzeugenbericht von Schwester Anna aus dem Erlenfelser Zirkel